Gute Ästhetik, volle Funktion und hohe Effizienz – der wahrgewordene Traum eines jeden Zahntechnikers. Wird Ästhetik in gewohnter Keramik-Schichttechnik erzielt, dient monolithische Vollkeramik in Maltechnik eher der maximalen Effizienz: auf schnellem Wege zum Ziel kommen. Manche Keramiker und Keramikerinnen fühlen sich dabei unterfordert, stehen unter Zeit- und Kostendruck. Im Kurs „Monolithische Zirkonkronen bemalen, oder doch „Mikro-Layering“?“ von Keramik-Koryphäe ZT Thomas Backscheider werden beide Varianten durchexerziert und verglichen – die oberflächliche Veredelung von monolithischen Zirkonoxidkronen mit Malfarben und die Micro-Layering Verblendung von Zirkonoxidgerüsten in dünnen Schichten. Das Ergebnis? Hellauf begeisterte Teilnehmende und eine gute Orientierung für die Praxis.
Die Erstveröffentlichung dieses Beitrags erfolgte in Das Dental Labor Ausgabe 12/2024. |
Keramikerinnen und Keramiker fanden sich gemeinsam mit dem erfahrenen Referenten Thomas Backscheider im Rahmen der Lorenz Dental Akademie in Taucha zusammen. Das Ziel: Schichten, Malen, Lernen.
Freitag Vormittag in Taucha bei Leipzig. Kolleginnen und Kollegen treffen aus verschiedenen Betrieben der Lorenz Dental Laborgruppe ein. Man kennt und begrüßt sich, die Kursbetreuenden und Organisator:innen, sowie der Referent Thomas Backscheider und sein Mitarbeiter Paul Titeiu, der sich um die fotografische Dokumentation der Arbeiten kümmert. Schnell kommt man zum kollegialen „Du“, richtet die Arbeitsplätze ein und beginnt mit einer theoretischen Einführung. Thomas Backscheider zeigt Bilder seines Arbeitsablaufes und appelliert an alle Teilnehmenden trotz täglicher wirtschaftlicher Zwänge, den fachlichen Ehrgeiz und die Freude an der Arbeit nicht außer Acht zu lassen, mit Stolz auf Erreichtes zufrieden das Handwerk Zahntechnik zu betreiben, sich zu differenzieren und so sicher zu etablieren. Dann geht es an das gemeinsame Arbeiten und es stellt sich eine lockere Workshop-Atmosphäre ein. Man schaut sich gegenseitig über die Schulter, diskutiert und tauscht sich fachlich aus, auch abseits des eigentlichen Kursthemas.
Eine der pressierenden Fragen des Kurstages war, was für die Vorbereitung des Zirkondioxid (ZrO2)-Gerüsts sinnvoll ist: Ein Cut-Back in der CAD-Software oder doch ein manuelles Zurückschleifen? In der Praxis zeigte sich, dass insbesondere bei Fronzahnkronen ein manuelles Cut-Back der Krone zielführender ist. Das Maß der Reduktion lässt sich so besser beurteilen, als innerhalb der Software. Die Teilnehmenden des Kurses wandten ein Cut-Back insgesamt unterschiedlich stark an. Bei allen Micro-Layering-Arbeiten war es gleichermaßen wichtig, dass gerade im mittleren Feld des inzisalen Drittels ausreichend Platz für eine Schichtung in SD- / MD- / Value- und OT-/OS-Massen geschaffen wurde.
Wie in den beiden Abbildungen (s. Abb. 7 und 8) zu sehen, wurde der Molar mit der Micro-Layering Technik dünn geschichtet. Die Oberfläche aus geschichteter Keramik zeigte sich im Verhältnis zum monolithischen ZrO2 deutlich weicher und ist damit intraoral besser einschleif- und polierbar – eine wichtige Funktion zur Substanzschonung des Antagonisten. Die Opaleszenz der Verblendung, für die gerade die HeraCeram Keramiken bekannt sind, war bei allen Arbeiten gut zu beobachten und zeigt den ästhetischen Unterschied zwischen geschichtet und gemalt (s. Abb. 5 und 6). Ist bei auf ML-Rohlingen gemalten Kronen der Farbeffekt eher statisch, so kommt in der Dünnschicht-Verblendung die Lichtdynamik der HeraCeram Zirkonia 750 zur Geltung. Neben den physikalischen Vorteilen guter Polierbarkeit ein deutliches Argument für die Keramik und Aushängeschild des eigenen Labors.
Die Sorge um Chipping könnte ein Gegenargument zur Schichttechnik sein. Doch die stabilisierte Leuzit-Struktur (SLS) von HeraCeram Zirkonia 750 sorgt für einen stabilen Wärmeausdehnungskoeffizienten (WAK) und umgeht dadurch vollständig das Problem eines unkontrollierbaren Wachstums der Leuzitkristalle bei Mehrfachbränden. Dies gewährleistet eine höhere Stressresistenz und beugt Chipping zuverlässig vor.
Der typische Nachteil des Leuzits ist bei vielen Verblendkeramiken ein unkontrolliertes und kontinuierliches Wachstum von Leuzitkristallen über mehrere Brände hinweg. Kulzer hat jedoch ein Herstellungsverfahren für Dentalkeramiken etabliert, das sich intensiv auf das Leuzit-Management fokussiert. Die daraus resultierende SLS bietet alle Vorteile von Leuzit zusammen mit stabilen WAK-Werten auch bei Mehrfachbränden und besserer Widerstandsfähigkeit – insbesondere gegen das gefürchtete Chipping innerhalb der Verblendung.
Die größte Erkenntnis der Kursgruppe war, dass ästhetisch anspruchsvolle Kronen mit der Micro-Layering Technik und angepassten Brennprogrammen nahezu genauso schnell hergestellt werden können, wie bemalte monolithische Arbeiten, wenn Malen und Glasieren nicht in einem gemeinsamen Brand erfolgen. Hierzu braucht es ein gezielt leicht reduziertes Gerüst und hochästhetische Keramikmassen mit lichtdynamischen Eigenschaften, wie die HeraCeram Zirkonia 750. Für diese Technik können die gewohnten Massen des Matrix-Systems eingesetzt werden, ohne Umstellung auf andere Werkstoffe oder Brennprogramme. Ein System, das logisch aufgebaut und leicht zu erlernen ist – auch eine Form der Effizienz und Prozesssicherheit – und in Zeiten von neu Anzulernenden durchaus ein Thema.
Über die zwei Tage hinweg ging Thomas Backscheider individuell auf jede Arbeit ein, begleitete und führte die Teilnehmenden. In seiner Abschlussbewertung zeigt er ihnen anhand der Fotos individuelle Stärken und Potentiale auf, formulierte den jeweiligen Arbeitsstil in Worten und motivierte für die weitere Entwicklung. Das Feedback der Teilnehmenden zu Kursinhalten, dem Referenten und der individuellen Orientierung für die Praxis war durchweg positiv und wurde mit „hellauf begeistert“ beschrieben.
Sie haben Interesse? Profitieren Sie von unserem Weiterbildungsangebot und Veranstaltungen mit Austausch auf Augenhöhe. Diese und weitere Keramik-Kurse sowie verwandte Themen finden sich im aktuellen Kursprogramm:
Franz Jestaedt